CAV in Brüssel: Wie unsere Mitglieder die EU-Wahl erleben

Am 26. Mai 2019 werden die Abgeordneten für das Europäische Parlament gewählt. Der CAV hat einige Mitglieder, die die Stimmung in Brüssel gerade hautnah miterleben oder bei einer EU-Institution bereits hinter die Kulissen blicken durften, um ihre Einschätzungen gebeten.

 

Beate Beller hat uns erzählt, was sie während des Wahlkampfs erlebt und was sie sich vom zukünftigen Parlament und der Kommission erwartet:

 

Beate Beller, Social Affairs Officer bei der NGO SOLIDAR

CAV: Wofür möchtest du in der EU deine Stimme erheben?

Beate: Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg steht Europa erneut an einem historischen Wendepunkt. Der Ausgang dieser Wahlen wird über die Zukunft unseres Europas entscheiden, für die nächsten fünf Jahre und darüber hinaus. In der EU möchte ich mit vielen anderen zeigen, dass wir eine gemeinsame Identität geschaffen haben, die über unsere lokalen und nationalen Verwurzelungen hinweg gewachsen ist. Konkret will ich mich für Klimaschutz, Bildungsgerechtigkeit, leistbaren Wohnraum, Gesundheitsvorsorge und menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen einsetzen.

Wie wirkt sich die EU-Wahl auf deine Arbeit bei SOLIDAR aus?

Das europäische Projekt, wie wir es kennen, wird von einer Allianz der europäischen Rechten attackiert. Sollte es nicht gelingen eine proeuropäische Mehrheit im EU-Parlament zu erreichen, dann laufen wir Gefahr, nicht mehr zusammen, sondern wieder gegeneinander zu arbeiten. Für viele unserer Mitglieder in der Zivilgesellschaft in Ungarn oder Italien ist dies bereits Realität. Konkret für meine Arbeit bei SOLIDAR würde ein solcher Ausgang der Wahlen starken politischen Druck und weniger Verbündete im EU-Parlament zur Konsequenz haben, mit denen wir für unsere Kernthemen zusammenarbeiten können.   

Was macht für dich Brüssel als Stadt aus?

Brüssel ist ein verrückter Ort. Wunderschön, vielfältig, bunt und doch rennen einem im EU-Viertel jeden Tag bewaffnete Soldaten über den Weg. Unzählige Sprachen und Backgrounds treffen hier aufeinander, zum einen natürlich wallonische und flämische Einheimische, als auch europäische, afrikanische und asiatische Expat-Communities. Leider gibt es auch viel Obdachlosigkeit und Armut, so wird fast jedes zweite Kind in Brüssel in Armut hineingeboren.

Warum gehst du zur Wahl?

Ich gehe zur Wahl, weil ich ein Zeichen für ein gemeinsames Europa setzen will. Wir müssen unsere europäische Idee weiterdenken, als ein nachhaltiges und faires Projekt, dessen Kern der Zusammenhalt, die Gerechtigkeit und das Wohlergehen aller ist.

 

Interview geführt von Teresa Egle
Redaktionsteam

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