Gig Economy and the Mechanical Turk

Kamingespräch mit Lilly Irani und Jeremias Prassl

Weiter gingen die Kamingepräche des Club Alpbach Vorarlberg mit Lilly Irani, Assistenzprofessorin für Communication & Science Studies und Critical Gender Studies an der University of California San Diego, sowie Jeremias Prassl, Rechtsanwalt und Associate Professor an der Oxford Law Faculty. In einem informellen Balkonsetting eröffneten die beiden Gäste, die zusammen das Seminar Our Work in Our Futuream EFA18 leiten, uns ihre jeweiligen Perspektiven auf das boomende Geschäftsmodell der so genannten „Gig Economy“.

Das Konzept der Gig Economy findet seinen Ursprung im Musikbusiness, folgend dem Prinzip, MusikerInnen bzw. ArbeitnehmerInnen pro „Gig“, sprich pro Performance, zu entlohnen. Für Kunden äußert sich dieses innovative Geschäftsmodell oft durch eine schnellere und günstigere Erfüllung von spezifischen Wünschen. Allerdings steht für Prof. Prassl fest, dass Aspekte wie die strenge Kontrolle der Arbeit, das Handeln im Namen des Arbeitgebers und das Tragen von Uniformen ein geregeltes Angestelltenverhältnis erfordern.

Anhand verschiedener Beispiele aus der Praxis, wie Uber, Foodora, Air-BnB oder Amazon Mechanical Turk, verdeutlichen die beiden, wie Anstellungsverhältnisse über Sprache, Gesetz und Technologie verschleiert werden. So bezeichnet Uber seine FahrerInnen nicht als Angestellte, sondern als PartnerInnen des Unternehmens. Foodora-BotInnen werden in ihren Verträgen als freie DienstnehmerInnen eingestuft oder über Werkverträge angestellt. Nicht zuletzt verschwinden bei Amazon Mechanical Turk die tatsächlich Arbeitenden hinter einer nahtlosen App-Benutzeroberfläche. Daher passiert es, dass manchmal  schnell vergessen wird, dass immer noch Menschen hinter der ganzen Technik und Elektronik stehen. Beim Abwägen von Vor- und Nachteilen der Gig Economy wird schnell klar, dass Unternehmen sich unter dem Deckmantel, ein freies Dienstverhältnis anzubieten, der Verantwortung entziehen, ihre Angestellten sozial abzusichern. Abgesehen von rechtlichen Gründen sind diese (Nicht-)Regelungen auch aus ethisch-moralischer Sicht problematisch. Meist bringen sie Prekarität bezüglich Pensionsleistung, Arbeitsunfällen oder Vertragskündigungen mit sich. Zu guter Letzt weisen Lilly Irani und Jeremias Prassl darauf hin, dass die gehypte Gig Economy lediglich hinsichtlich ihrer technischen Erscheinungsform, nicht aber aufgrund ihres Entlohnungskonzepts eine Neuheit darstellt.


Lisa Hämmerle und Philipp Mendoza
StipediatInnen 2018

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